Brauerbund: Unternehmen mit dem Rücken zur Wand

Die bayerische Brauwirtschaft blickt auf eines der schlechtesten Jahre ihrer jüngeren Geschichte zurück. Mit klaren Worten fasst der Bayerische Brauerbund die Lage der heimischen Brauwirtschaft im Jahr 2023 zusammen und gibt für diese unbefriedigende Entwicklung der bayerischen Traditionsbranche zugleich der Politik ein Stückweit Mitschuld. „Nun werden die Auswirkungen der Krisenjahre deutlich sichtbar“ erklärte Brauerpräsident Georg Schneider auf der Jahrespressekonferenz des Spitzenverbandes der bayerischen Brauwirtschaft in München.

Hat die Brauwirtschaft im ersten Nach-Corona-Jahr noch von einer in den Pandemiejahren angestauten Sehnsucht nach Festen, Feiern und Geselligkeit profitiert, spüren die Brauereien nun den harten Gegenwind eines schwierigen Marktes. Sie sehen sich konfrontiert mit verändertem Konsumverhalten, einer weiter zunehmenden Konzentration des Handels und schwierigeren politischen Rahmenbedingungen, so Schneider.

Besonders schmerzt Bayerns Brauer der weiter deutlich rückläufige Inlandsabsatz: In Summe verliert die bayerische Brauwirtschaft im abgelaufenen Jahr 570.000 Hektoliter oder 3,14% ihres Vorjahresabsatzes im heimischen Markt.

Das erschwert auch die Durchsetzung dringend erforderlicher Preisanpassungen. So konnten die extrem gestiegenen Produktions-, Material- und Logistikkosten nur ansatzweise durch Bierpreiserhöhungen aufgefangen werden. Viele Unternehmen stehen deshalb zwischen Absatzrückgang und extremen Kostensteigerungen mit dem Rücken zur Wand.

Brauerpräsident Georg Schneider kritisiert, dass zur Unzeit geänderte politische Rahmenbedingungen der Branche zusätzlich die Luft zum Atmen nehmen und nennt beispielhaft die gerade erfolgte Erhöhung und geplante Ausweitung der LKW-Maut: „Dieselben Politiker, die von den Brauern ein Bekenntnis zum Mehrweggebinde erwarten, verteuern durch die Mautanhebung den Transport des Bieres in der schweren Mehrwegglasflasche deutlich, zumal das Leergut auch wieder zur Brauerei zurückgefahren werden muss. Wer also sein Bier in der leichten Blechdose in den Markt bringt, das leere Gebinde auch nicht zurückschaffen muss, hat politisch gewollt einen Wettbewerbsvorteil.“

Auch die politische Kehrtwende bei der zugesagten dauerhaften Absenkung der Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie habe dramatische Folgen für den brauwirtschaftlichen Mittelstand: „Wer nicht mehr oder seltener ins Wirtshaus geht, weil ihm das Essen dort zu teuer geworden ist, der trinkt dort auch kein Bier mehr,“ so Schneider.